20. Oktober 2018

Testbericht Videoschnitt-App
„Adobe Premiere Rush CC“

Adobe Premiere Rush CC

Videos schnell von unterwegs bearbeiten

Der Name ist Programm: Mit „Rush CC“ hat Adobe kürzlich eine neue Videoschnitt-App veröffentlicht, mit der man Videos ‚eilig‘ und mobil von unterwegs schneiden kann. Die App funktioniert auf Smartphones, das Projekt kann aber auf Wunsch auch direkt per Creative Cloud auf einen Desktop-PC oder iMac übertragen werden.

Momentan gibt es die App nur für Apple-iOS-Geräte, für Anfang 2019 ist aber auch eine Android-Version geplant.

Neues Adobe-Familienmitglied

Adobe premiere Rush auf dem SmartphoneDie Bedienung der App ist intuitiv und sehr übersichtlich gestaltet. Direkt zu Beginn legt man eine neue Sequenz an und importiert von seinem Smartphone-Speicher die Videos, die man schneiden möchte. Bereits die Bezeichnung „Sequenz“ deutet die Verwandtschaft mit dem großen Bruder „Premiere Pro“ an: Die Video- und Audiospuren, die Timeline, der Positionsanzeiger und sogar die Anzeige des Tonpegels ist Premiere-Nutzern vertraut. Ein übersichtlicher Timecode wird auch angezeigt, der zwischen Gesamtvideolänge und aktueller Position unterscheidet.

Zu der neu angelegten Sequenz kann man auch per Kamera direkt neue Videos aufnehmen und einfügen. Positiv aufgefallen ist mir bei dieser Kamera-Funktion, dass sie viele manuelle Einstellungsmöglichkeiten anbietet. So können beispielsweise Fokus, Blende und Weißabgleich manuell eingestellt werden. Das dann mit der App aufgenommene Video (Hoch- oder Querformat) wird direkt in die Timeline übertragen. Das ist sehr praktisch. Noch praktischer ist, dass diese neu erstellen Aufnahmen direkt unter „Fotos“ im iPhone-Speicher abgelegt werden.

Das unterscheidet „Rush CC“ beispielsweise von der App „Clips“ und ermöglicht auch ein späteres Verwenden der Aufnahmen.

Videos für Social Media

Die Benutzeroberfläche mit der Timeline ist ähnlich wie bei „Adobe Clips“ für eine Bedienung des Smartphones im Hochformat konzipiert. Wenn man das Smartphone quer hält, kann man aber im Vollbildschirm direkt eine Voransicht des geschnittenen Videos ansehen. Während das Projekt noch geöffnet ist, ist es überraschend einfach, das Bildformat ‚on the run‘ anzupassen. Man kann hier zwischen Querformat, Hochformat oder einem quadratischen Bildformat wählen, alle Clips werden sofort angepasst. Damit können sehr einfach entsprechende Social-Media-Versionen für Facebook, Instagram und YouTube erstellt werden.

Praktische Bearbeitungsfunktionen

Die Grundfunktionen von „Rush CC“ sind auch aus anderen Videoschnitt-Apps bekannt. Die Videos können in der Timeline von der Reihenfolge getauscht, getrimmt, geschnitten und bearbeitet werden. Leider ist die Trimmfunktion (orangene Klammern) etwas zu reduziert ausgefallen. Hier hätte ich mir wie bei „iMovie“ eine Anzeige gewünscht, die angibt, um viele viele Sekunden der Clip angepasst wird. Aus „iMovie“ übernommen scheint auch die eher störende Funktion „Automatische Lautstärke“ für die Audiospur zu sein. Das führt teilweise dazu, dass die Atmo sehr laut gezogen wird und der Ton rauscht. Das muss man beachten und kann dazu für jeden Clips einzeln diese automatische Funktion deaktivieren und manuell die Lautstärke anpassen.

Das Einfügen von Musik ist natürlich auch möglich. Hier kann man zwischen eigener Musik oder der Musik von Adobe wählen (die Songs kommen Nutzern aus „Adobe Clips“ bekannt vor).

Die Videos können sehr einfach „transformiert“ werden und in ihrer vertikalen und horizontalen Position angepasst, skaliert und in der Deckkraft verändert werden. Übergänge und Titel können ebenfalls sehr einfach eingefügt werden. Besonders der einfache Titelgenerator bietet erfreulicherweise eine individuelle Anpassungen der Titeleinblendungen in der Schriftart, Farbe, dem Aussehen, der Position und der Größe an.

Abgerundet wird der Funktionsumfang um eine brauchbare Farbkorrektur, mit der man die Clips in der Belichtung, der Farbtemperatur und der Helligkeit anpassen kann. Praktisch ist auch hier die überall verwendbare „Vorher/Nachher“-Anzeige, die den angewendeten Effekt zunächst wieder deaktiviert und auch wieder aktivieren kann.

Die Synchronisation mit der Desktop-Version an Mac oder PC klingt theoretisch gut – in der Praxis sind mir aber sehr lange Ladezeiten aufgefallen. Bis ein 90 Sekunden Video vom Smartphone per Cloud auf dem Mac angekommen ist, hat es sehr lange gedauert oder teilweise auch gar nicht geklappt.

In der kostenlosen Variante bietet die App drei Videoexporte an. Danach müsste man zur Premiumversion wechseln (ca. 10 Euro im Monat). Nutzer der Adobe Creative Cloud können die App aber kostenlos im Rahmen ihrer Apple ID verwenden.

Bewertung

Die App ist deutlich professioneller als „iMovie“ und „Adobe Clips“ aber beispielsweise nicht so umfangreich wie „LumaFusion“. Das ist aber kein großer Nachteil. Für den Anwendungsfall, Videos professionell mobil von unterwegs zu schneiden und dabei eine große Auswahl an Bearbeitungsmöglichkeiten zu haben, ist „Rush“ genau richtig.

Die Bedienung ist stabil, intuitiv und macht Spaß.

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